Es geht um die Liebe! Was ist die Liebe? „Liebe ist im engeren Sinne die Bezeichnung für die stärkste Zuneigung, die ein Mensch für einen anderen Menschen, ein Tier oder eine Sache zu empfinden fähig ist. Im weiteren Sinne bezeichnet Liebe eine ethische Grundhaltung…..“, so steht es im Wikipedia.
Liebe ist….an jemanden zu denken ohne nachzudenken, Liebe ist…..wenn es mit einem Piep anfängt und mit einem Dong aufhört. Liebe ist… gemeinsam nach ihren Kontaktlinsen zu suchen. Doch Liebe ist auch nach Brasilien zu gehen, Menschen aus Not, Dreck und Verwahrlosung zu holen, Liebe ist auch freiwillig Verantwortung zu übernehmen.
„Liebe ist das einzige, das mehr wird, wenn ich es verschwende“, so nennt Martina Franck, Religions- und Sozialpädagogin ihr Referat, das sie am 14. November im Europa-Park hält.
Über siebzig Menschen sind gekommen um ihr zuzuhören, lassen sich einfangen vom – wie immer – besonders schönen (eigentlich liebevollen) Ambiente des Hotel „Colosseo“ und von den Worten dieser jungen Frau, die seit dreizehn Jahren Projektarbeit betreibt, ja eigentlich Pionierarbeit leistet. Die es gelernt hat zu verhandeln, weiß, dass Uhren manchmal anders ticken und dass es noch andere Werte gibt als die Europäischen.
Es geht um Recife, Brasilien, es geht um obdachlose, alte Menschen, für die kein Platz mehr ist, die nach einem langen Arbeitsleben ohne soziale Absicherung und ohne Familie in den Armutsvierteln leben, auf der Straße, in Erdlöchern. Die erstarrt sind unter Dreck, eitrigen Wunden und Enttäuschung. Die hungern und betteln und oft sprachlos sind.
Martina zeigt einen Film und Martina spricht dabei. Über das Altenheim und ihre Betreuer und Bewohner. Sie sehen fröhlich aus, sie lachen und tanzen. Es geht um Dona Belmira, die so gerne lesen lernen möchte, um Dona Guilherma, die 105 Jahre alt ist, oder um Dona Maria, die stark behindert ist. Sie sind sauber und satt, sind medizinisch versorgt und haben Ansprache, Sie lachen und tanzen – nicht nur für die Kamera, das Lachen kommt von innen und die Fröhlichkeit ist echt.
Martina lacht auch viel und gerne. Mit einem Lächeln geht sie durch die Armutsviertel, lächelnd spricht sie mit den Obdachlosen, denn ein Lächeln und positive Gespräche sind Balsam im harten Alltagsleben, sind der Schlüssel zu den Menschen.
Die Zuhörer sind betroffen und berührt und sehr nachdenklich. Vor ihnen steht eine Frau, die Solidarität und Nächstenliebe lebt, die vor vielen Jahren eine sichere Position aufgegeben hat, um ihren Traum zu leben, um ihre persönlichen und spirituellen Erfahrungen zu machen und es keinen Tag bereut hat. Die schwierige Situationen durchgestanden hat und daran gewachsen ist, die vom Kreislauf der Liebe spricht. „Liebe ist ein Geben und Nehmen ohne Erwartung. Was Sie einem Menschen geben, kann von einem völlig anderen zurückkommen“, sagt sie.
Der Vortrag ist zu Ende, doch die Menschen bleiben einfach sitzen. Sie sind sehr still. Sie wollen noch mehr – vielleicht haben sie auch einen eigenen Traum. „Wenn einer alleine träumt, dann ist das nur ein Traum. Wenn viele gemeinsam träumen, dann ist das der Beginn einer neuen Wirklichkeit“, ist der Leitsatz von Martinas Projekt. Ihre Erfahrung nach 13 Jahren Projektarbeit: „Lebe Deinen Traum, soweit Du es verantworten kannst“.
Am Ausgang warten über siebzig kleine Rosentöpfchen, genug für alle Anwesenden. Ein Geschenk von Marianne Mack, der Initiatorin dieses Abends. Es ist ein besonderes Geschenk. „Geben Sie diese Rose weiter – bereiten Sie damit einem Menschen eine besondere Freude – geben Sie Liebe – sie wird wieder zurückkommen!“
Martina Franck beendet den Abend, doch sie steht bereit für einzelne Gespräche. Manchmal fließen ein paar Tränen, ein junger Mann möchte nach Brasilien, viele sehr persönliche Fragen muss sie beantworten und das Spendenkästchen wird gefüllt.
Was ist Liebe? Liebe ist das einzige Spiel, bei dem es nur Sieger gibt. Liebe ist Harmonie. Liebe ist Nächstenliebe ,aber auch Eigenliebe. Liebe ist …zu über siebzig fremden Menschen ohne jegliche Berührung Nähe zu spüren.
Die neue Vortragsreihe im Europa-Park ist kein Kommerz. Initiiert von Marianne Mack und begleitet von Barbara Dickmann, Journalistin, arbeiten alle Beteiligten ehrenamtlich. Die Einnahmen kommen caritativen Projekten zugute. Die Idee: Den Menschen aus der Region Tipps und Anregungen zu geben, vielleicht sogar neue Perspektiven zu eröffnen, um das heute so komplizierte Leben etwas einfacher zu gestalten. Martina Francks Vortrag war kostenlos. Bis jetzt sind bereits € 450,- gespendet worden, weitere € 1.000,- sind zugesagt und etliche Besucher möchten mit kleinen, regelmäßigen Beträgen das Projekt unterstützen.
Im kommenden Frühjahr wird die Vortragsreihe fortgesetzt werden und zwar mit folgenden Themen: „Vom richtigen Zeitpunkt – Leben nach dem Mondkalender“, mit Johanna Paungger und Thomas Poppe, „Hildegard von Bingen – Ernährung und Medizin“, mit Dr. Strehlow und “ Tu was“ – ein Abend mit Dr. Petra Mommert-Jauch, Walking- und Gesundheitsexpertin, mit anschließendem Seminar. ck.
Das Projekt: Die christliche Initiative „Casa do Amor“ wurde 1994 von dem Brasilianer Daniel Rolim und Martina Franck gegründet. Am 6.1.995 wurde das Altenheim eröffnet, um obdachlose alte Menschen von der Straße und aus Armutsvierteln zu holen. Finanziert wird die Initiative durch den Verein Pontes do Amor – Brücken der Liebe e.V., der von Martina Franck und ihrem Freundeskreis in Deutschland gegründet wurde. Ziel des Vereins ist neben der Finanzierung der sozialen Arbeit auch die konzeptionelle und persönliche Begleitung der Mitarbeiter/innen und Betreuten. Der gleichwertige Austausch der beiden Partnerorganisationen bereichert die Menschen beider Kulturen und ermöglicht interkulturelle Begegnungen. Das langfristige Ziel ist die Verbesserung des brasilianischen Sozialsystems, so dass ausländische Hilfe überflüssig wird. Hierzu ist eine breite Öffentlichkeitsarbeit und ständige Auseinandersetzung mit Vertretern der politischen Verbände und der Regierung notwendig. Durch Besuche bei Regionalpolitikern, Briefe, Fernsehreportagen, Radiosendungen und Ausstellungen macht das Casa do Amor auf sein Anliegen aufmerksam. Es werden Treffen organisiert für alle, die in der Alten- und Obdachlosenarbeit tätig sind, um Erfahrungen auszutauschen und gemeinsam eine starke Lobby zum Wohl alter und mittelloser Menschen in Recife zu bilden. Der Verein ist dankbar für regelmäßige Spenden über einen längeren Zeitraum hinweg. Aber auch einmalige Spenden sind natürlich herzlich willkommen. Pontes do Amor garantiert, dass das gespendete Geld ausschließlich zu 100 Prozent der sozialen Arbeit des Casa do Amor zukommt und deren Verwendung genau nachgewiesen wird. Die Spenden sind steuerlich absetzbar. (Info unter www.casadoamor.de, Postanschrift: Pontes do Amor e.V. c/o. Norbert Frank, Bendelstr. 23, 52062 Aachen, Tel. 0241-25310) Spendenkonto: Pontes do Amor – Brücken der Liebe e.V. Kontonummer: 37060193 Pax Bank e.G. Aachen, BLZ 39160191.