Seine Sport-Schuhe sind himmelblau, sein Gang federnd und sein Lachen ist ansteckend. Er ist immer in Bewegung, steht oft auf einem Bein und lässt seine Zuhörer das Gleiche tun. Und wer an diesem Abend auf einen geruhsamen Vortrag hofft den man halb schlafend hinter sich bringen kann, wird auf das Bitterlichste enttäuscht werden.
5. November 2013, 19.30 Uhr. Im „Dome“ des Europa-Park sitzen 900 Menschen um im Rahmen von Marianne Macks ehrenamtlicher Vortragsreihe „Neue Perspektiven“ einen Referenten zu erleben, der wohl Deutschlands berühmtester Arzt ist und bekannt durch sein unermüdliches Engagement zur Prävention und Gesundheitsförderung, seine Bücher und Fernsehbeiträge und seinen unermüdlichen Einsatz für eine ganzheitliche Medizin.
Dietrich Grönemeyer, promovierter Mediziner aus Bochum, Professor an der Universität Witten/Herdecke, Gründer des Grönemeyer-Instituts für Mikrotherapie und der Dietrich Grönemeyer-Stiftung, legt los. Sein Thema ist der Rücken, oder besser gesagt: „Das Kreuz mit dem Kreuz“. Denn diese tragende Kraft die uns aufgerichtet hat, leidet wie kaum ein anderes Körperteil. 68 Prozent der Zehn- bis Sechszehnjährigen haben heute schon Rückenprobleme, „meine bisher jüngste Patientin mit Bandscheibenvorfall ist 12 Jahre alt“, berichtet der Mediziner den entsetzen Zuhörern. 70 Prozent der Rückenleiden haben keine klare Diagnose, doch Verschleißerscheinungen schlagen lediglich nur mit zehn und Bandscheibenvorfälle nur mit vier Prozent zu Buche. Die Ursachen liegen für ihn auf der Hand: durchschnittlich vier bis fünf Stunden täglich sitzen Kinder und Jugendliche vor dem Computer oder dem Bildschirm, in der Schule gibt es keine „Bewegungspause“ und zu wenig Sport. Und wer viel „auf dem Buckel“ hat, dem „bricht das Kreuz“, oder hat eine „Last auf den Schultern“. „ Die körperliche Reaktion auf Bedrohung oder Überforderung ist Abwehr: der Rücken spannt sich und wir sind auf dem Sprung und bereit für die Flucht. Doch wer kann heute schon einfach weglaufen wenn es brenzlig wird?“ sagt der Radiologe. Also keine Chance die Spannung zu lösen, die Verspannung nimmt zu und irgendwann passiert es. Über 80 Prozent akuter Rückenschmerzen sind muskuläre Verspannungsschmerzen! Was hilft ist schnell gesagt: „Bewegen, bewegen, bewegen…..“. Leider ist genau das mit Mühe und Anstrengung verbunden und mit der Überwindung des „inneren Schweinehundes“. Wir müssen etwas tun und Dietrich Grönemeyer fackelt nicht lange. 900 Menschen erheben sich von ihren Sitzplätzen, recken und strecken sich, stehen auf einem Bein und heben die Arme zum Himmel. Wohl dem, der Sportschuhe trägt, so wie Dietrich Grönemeyer, denn diese körperlichen Aktivitäten werden sich noch oft an diesem Abend wiederholen.
„Vorbeugen ist besser als heilen“, ist das Motto des Mediziners, „nur zwanzig Minuten am Tag einfach gehen aktivieren den gesamten Stoffwechsel. Stehen Sie beim Zähne putzen auf einem Bein, so bleiben Sie im Gleichgewicht , laufen Sie viel barfuß und tragen Sie Schuhe mit einer Sohle, die den Untergrund spüren lässt!“ High-Heels hat er damit sicher nicht gemeint und doch ist der engagierte Arzt kein miesepetriger Gesundheitsfanatiker. Selbstverantwortung übernehmen, Körper und Seele als Ganzes sehen und den Ausgleich schaffen, ist seine Devise.
Nach zuckerhaltigen Getränken viel bewegen und Wasser trinken damit die Schadstoffe wieder ausgeschieden werden, essen Sie viel Obst und Gemüse und handeln Sie, damit Sie nicht behandelt werden müssen……Eigentlich ganz einleuchtend und logisch, doch warum ist die Umsetzung so schwer?
900 Augenpaare hängen an seinen Lippen und sind fasziniert von dem Wunderwerk des eigenen Körpers. Nach fast zwei Stunden geistiger und körperlicher Bewegung sind die Zuhörer motiviert und fühlen sich leicht und locker. Keine Frage, Dietrich Grönemeyer ist ein Arzt mit Leib, Seele und viel, viel Herz. „Wir sind fühlende Menschen, freuen Sie sich an Ihrer eigenen Kraft, kümmern Sie sich um andere Menschen fühlen Sie sich wohl, turnen Sie bis zur Urne und nehmen Sie die Herausforderungen des Lebens mit einem Lächeln an“, sind seine Abschlussworte.
Auch Marianne Mack hat ein Lächeln auf den Lippen und ihr Herz ist voller Dankbarkeit. Ein mitreißender, mitfühlender, bewegender Vortrag, gehalten von einem Referenten der vorlebt, was er sagt, ein Besucherrekord am Ende des neunten Jahres ihrer Vortragsreihe und das Bewusstsein mit den Spenden der Zuhörer wieder helfen zu kommen, macht sie glücklich. „Wir werden mit einem besonderen Projekt die Katharinenhöhe in Schönwald im Schwarzwald unterstützen. Diese familienorientierte Rehabilitationsklinik lässt Kinder und deren Familien wieder aufleben, die eine lebensbedrohliche Krankheit bewältigen müssen“, sagt sie mit einem strahlenden Lächeln und voller Freude auf das kommende Frühjahr mit weiteren interessanten Vorträgen, die den Menschen ihrer Region wieder neue Anregungen und Perspektiven geben werden.