15. April, 19.30 Uhr , Europa-Park, Hotel Santa Isabel , Raum Convento. Marianne Mack hat zu einer musikalischen Talkrunde eingeladen. Im Rahmen ihrer Vortragsreihe „Neue Perspektiven“ werden Anita und Alexandra Hofmann „die Geschwister Hofmann“ über ihr Leben als Künstler, als Geschwister, als Mutter und als chronisch Kranke berichten. Und natürlich werden sie auch singen. Mit dabei Barbara Dickmann, Journalistin und Autorin einer Frauenseite, die jetzt am liebsten in ein Mauseloch kriechen würde.
Vier Sessel, ein kleiner Tisch, Mineralwasser – alles ist da. Keine Frage, es geht los. Dann kommt Applaus vom Feinsten und freundliche, aufmunternde Blicke aus über 200 Augenpaaren geben uns das Gefühl, unter Freunden zu sein. Marianne Mack lächelt und freut sich über so viel Anerkennung ihres ehrenamtlichen Engagements. Die Stars des Abends kommen, oder besser gesagt sie schweben auf die Bühne. Tanzend und singend und voll in ihrem Element. Das Outfit: Anita in weißer Hose und zartem Oberteil und Alexandra im kurzen Kleid, das viel Bein zeigt.
Doch jetzt möchten Sie sicher erfahren, was wir so alles besprochen haben. Hier das Wichtigste: Also, Anita ist 11 und Alexandra 14, als sie zum ersten Mal mit einem Zwei-Stunden-Programm auf der Bühne stehen. Das ist der Startschuss für eine Bilderbuchkarriere. Eine „andere“ Kindheit und eine Pubertät, die keine Probleme machen darf, denn 1990 erscheint die erste CD, der erste Fernsehauftritt und so weiter. Heute ist Alexandra mit 36 Jahren Mutter von Daniel (knapp drei) und David (vier Monate) und gefragte Künstlerin. Wie schafft sie das? Wer passt auf die Kinder auf? Und wer kümmert sich um eure Finanzen, um die Klamotten, wer kocht, wer putzt, wer räumt auf? Viele Fragen, eine Antwort: „Unsere Mutter, unsere Mutter, unsere Mutter!“ Eine richtige schwäbische Hausfrau. Eine Super-Mama, die alles für ihre Leute macht, die ihre Familie im Griff, aber auch ein bisschen unter Kontrolle hat.
Man merkt es sehr schnell: Alexandra ist die Powerfrau schlechthin, die dominierende, oder besser gesagt: die Chefin, der Mittelpunkt der Familie, ein ziemlich chaotisches Temperamentsbündel mit dem Mundwerk für zwei. Anita ist logischerweise die etwas stillere, die gerade lernt, Alexandra auch mal zu unterbrechen. Und das macht sie heute Abend ziemlich oft. Doch sie lässt sich nicht aus der Ruhe bringen, ist immer gut gelaunt und hat schon etliche Hürden genommen. Ihr größter Fehler: Sie spielt leidenschaftlich gern Trompete – und das nicht immer zur Freude der Familie. Und sie sind Schwestern, die keine heile Welt vorspielen. Sie zanken sich, sie schreien und vertragen sich. „Wir sind einfach gute Freundinnen!“ Und sie haben eine Streitkultur entwickelt, die familienübergreifend wirkt. Denn nach wie vor hockt die ganze Hofmann-Sippe zusammen. Drei Generationen und die Lebenspartner von Anita und Alexandra unter einem Dach. Eine verschworene Gemeinschaft, bei der manchmal die Post abgeht.
Anita und Alexandra haben Fotos mitgebracht. Von ihrer Familie, der Vielfältigkeit ihres Könnens und von Anita – in einer Zeit, in der sie alles andere als attraktiv war. Anita leidet unter Neurodermitis, eine schubweise auftretende chronische Entzündungsreaktion der Haut. Typische Symptome: starker Juckreiz, schuppige und trockene Haut und manchmal auch nässende Ekzeme. Anita erwischt es voll, doch sie macht einfach weiter. Sie geht auf die Bühne mit aufgequollenem Gesicht und einer Haut, die unbeschreiblich ist. Acht Jahre lang kämpft sie, nimmt die Krankheit an, als etwas, das sie weiterbringt, macht eine Therapie nach der anderen, will weg von den Medikamenten, kümmert sich um ihre Psyche und pflegt ihre Seele. Dann hat sie es geschafft. „Die Fans waren einfach wunderbar“, sagt sie, „sie haben mich einfach so akzeptiert, wie ich bin und haben mir viele Tipps gegeben“.
„Was wünscht Ihr euch für die Zukunft?“ – das ist die letzte Frage. Beide schauen sich an: „Wir wollen noch so lange wie möglich auf der Bühne stehen und hoffen, dass es uns als Familie einfach gut geht.“ Das Publikum klatscht und klatscht. Standing Ovations! Und das mehr als verdient. Denn Anita und Alexandra sind einfach sympathisch, nehmen kein Blatt vor dem Mund, sind auf dem Teppich geblieben und haben ein Repertoire, das sogar meine 68er-Generation staunen lässt.