Es geht um die Liebe, um eine besondere Liebe. Mal wird sie vermisst oder ist nicht die richtige. Oft ist sie belastet mit Schuldgefühlen, Ansprüchen, Unverständnis, Sprachlosigkeit, Vorwürfen, Aufopferung und nicht selten der Sehnsucht nach innigerem Kontakt. Es geht um Mütter und Töchter, um das schwierige Miteinander, um dieses „Etwas“, das unaussprechlich zwischen Müttern und Töchtern steht.
Für Claudia Haarmann, freie Hörfunk- und Fernsehjournalistin, Psychotherapeutin (HP) mit Schwerpunkt Traumatherapie und Konfliktbearbeitung, ist diese Mutter-Tochter-Geschichte ein langer Weg geworden, der ihre eigene Entwicklung beeinflusst und über viele Gespräche und Recherchen zu einem Buch geführt hat. „Mütter sind auch Menschen – Mütter und Töchter begegnen sich neu“ (ISBN 978-3-936937-55-8) ist auch ein Stück Aufarbeitung des eigenen Erlebens….
20. Januar, 19.30 Uhr, Europa-Park, Hotel „Colosseo“. Gut zweihundert „Töchter“, von denen viele auch Mütter sind und zwei Männer stellen sich diesem heißen Thema. Es geht um den „normalen“ Mutter-Tochter-Wahnsinn. Nicht um Mütter, die ihre Kinder misshandeln, missbrauchen oder missbrauchen lassen. Hier hilft nur professionelle Hilfe.
Claudia Haarmann legt los und ist mitten in der folgenreichsten Dynamik zwischen Mutter und Tochter: der Schuld. Da wird vieles hin- und her geschoben und besonders die Töchter sprechen es aus. Laut oder leise sagen sie: „Nie warst Du wirklich da. Du bist schuld, dass es mir so schlecht geht. Mit Papa ist sowieso alles viel schöner…“ Ob offen ausgesprochen oder nicht. Es passt wie der Deckel auf den Topf. Denn Mütter wissen oder ahnen, dass sie nicht alles richtig gemacht haben. Sie spüren, dass sie nicht das geben konnten, was sie eigentlich wollten. Irgendetwas gab es in ihrem Leben, das all das verhindert hat. Und die Tochter erwischt sie an der verwundbarsten Stelle. Mutter fühlt sich schuldig – manchmal ganz bewusst, manchmal unbewusst. Der Ist-Zustand, der Alltag zwischen erwachsenen Töchtern und Müttern: Missverständnisse und Streitereien, viel sagendes Augenverdrehen, ständiges Genörgel, Überaufmerksamkeit, Wut, Vorwürfe, keine Nähe oder davon zu viel… Die Mutter-Tochter-Beziehung ist selten gelassen und entspannt. Sie ist oft genug Kraft raubend und verzehrend und selten gleichberechtigt und akzeptierend. Kein Ausweg in Sicht?
Doch, meint Claudia Haarmann. „Unsere Mütter konnten und können uns nicht das geben, was wir als Töchter gebraucht hätten und heute noch brauchen. Wären sie dazu in der Lage, dann wäre es längst geschehen“, ist ihre Grundannahme. Hier helfen nur Verstehen, Verständnis und Frieden schließen. Jeder Schritt auf die Mutter zu ist ein Schritt in die persönliche Freiheit. Und immer, wenn Sie zweifeln, stellen Sie sich einfach in die Schuhe Ihrer Mutter. Was hat sie erlebt? Was hat sie als Kind erfahren und was hat sie unbewusst genau so weitergegeben, wie sie es erlebt hat? Das traurige Kind wird ein depressives und aus einem verängstigten Kind wird kein mutiger Erwachsener. Erlebnisse aus dem Krieg werden unbewusst an die nächste Generation weitergegeben. Denn jede Mutter ist auch Tochter – auch wenn sie in ihrem Leben vieles dazu gelernt hat.
Über zweihundert Menschen sind ganz still. Sie sind ausschließlich in ihrer Rolle als Tochter angesprochen und denken an die Erlebnisse der Mutter, ja sogar der Oma, denn die hat ja auch…..
„Suchen Sie sich Menschen, die Ihnen das geben, was Sie entbehrt haben“, sagt Claudia Haarmann am Schluss ihres Vortrags. Viele Fragen tauchen auf, die oft nur im persönlichen Gespräch beantwortet werden. „Die ganze Zeit ist ein innerer Film vor meinen Augen abgelaufen“, sagt eine Zuhörerin und spricht damit aus, was viele Frauen an diesem Abend erlebt haben. Keine Frage, hier ist eine neue Perspektive eröffnet worden. Genau das, was Marianne Mack, Initiation der Vortragsreihe im Europa-Park, die von „typisch frau“-Autorin Barbara Dickmann begleitet wird, erreichen will.
Ehrenamtliches Engagement
Die Einnahmen der Vortragsreihe „Neue Perspektiven“ im Europa-Park, die Marianne Mack in 2005 ins Leben gerufen hat, gehen diesmal über den Förderverein Santa Isabel e.V. – Neue Perspektiven – (Bankverbindung Volksbank Lahr, Konto-Nr. 404802, BLZ 68290000) an Margot B. Die 19jährige liegt im Wachkoma und wird von ihrer Familie zu Hause gepflegt. Der Vater ist vor wenigen Monaten an Lungenkrebs gestorben. Er konnte sich nicht mehr von seiner Tochter verabschieden. Wie immer, arbeiten alle Beteiligten ehrenamtlich.